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Anna Hess, geb Daniel (1855 - 1943)

Bild von Anna Hess, geb Daniel Anna Hess war die Urgroßmutter von Madelaine Linden, der Künstlerin, die die Weil-Tafel gestaltet hat. Über das Leben von Anna Hess gibt der folgende Artikel Auskunft, den wir vom Stadtarchiv Celle übernehmen durften.

Anna Hess wurde am 21. Mai 1855 als Anna Daniel in Celle geboren. Die Familie Daniel ist eine von den jüdischen Familien in Celle, die schon Ende des 17. Jahrhunderts in der Altenceller Vorstadt ansässig waren und es zu Wohlstand und Ansehen brachten.

Die Eltern, der Kaufmann und Bankier Philipp Daniel und seine Frau Ernestine Meyer heirateten am 16. Mai 1854 in Berlin, dem Geburtsort der Braut. Sie freuten sich ein Jahr später über die Geburt ihrer ersten Tochter und gaben dies - für die damalige Zeit außergewöhnlich - am 23. Mai 1855 mit einer Annonce in den Celleschen Anzeigen bekannt. Philipp Daniel arbeitete in dieser Zeit wahrscheinlich im Geld-, Wechsel- und Bankgeschäft seines Vaters Süssel Daniel an der Zöllnerstraße, dass er 1865 übernahm und bis zu seinem Tode leitete. Der erfolgreiche Bankier und Kaufmann engagierte sich auch politisch in Celle, und zwar im Nationalliberalen Verein, also in der Gruppierung, die auf Reichsebene Bismarck stützte. Philipp Daniel verstarb am 13. Mai 1899 in Celle, betrauert von seiner Familie und seinen Mitarbeitern, denen er stets, wie sie in der Anzeige formulierten, ein gütiger Prinzipal und väterlicher Freund gewesen ist. Nach dem Tod des Vaters verkaufte die Familie den Grundbesitz in Celle und die Witwe Ernestine Daniel zog nach Hannover. Sie starb dort wenige Jahre später am 19. Juni 1902. Ihr Sohn Eugen Daniel, Landgerichtsrat in Hannover, zeigte den Tod der Mutter im Namen der Familie an. Philipp und Ernestine Daniel sind beide auf dem Jüdischen Friedhof in Celle beerdigt worden. Die Grabsteine sind heute noch erhalten.

Man kann davon ausgehen, dass Anna Daniel in diesem wohlhabenden Haushalt, wohlbehütet unter der Obhut eines Kindermädchens mit ihren Geschwistern als höhere Tochter aufwuchs. 1868/69 besuchte sie das Celler Lyzeum, das heutige KAV-Gymnasium - übrigens zur selben Zeit wie Sara Delano, die Mutter des späteren US-Präsidenten Franklin Roosevelt. Die ersten Jahre ihrer Jugend verbrachte Anna Daniel in der Zöllnerstraße bis der Vater schließlich das Haus an der Bahnhofstraße 7 erwarb. Im Alter von 18 Jahre verlobte sie sich mit Joseph Hess aus Hamburg. Die Eltern gaben die Verlobung 1883 in den Celleschen Anzeigen bekannt. Das Paar heiratete am 5. Juni 1883 vor dem Celler Standesamt und einen Tag später in der Celler Synagoge.

Über das Leben von Anna Hess in Hamburg konnten von Celle aus bislang noch keine Einzelheiten festgestellt werden. Bekannt ist aber, dass sie vor ihrer Deportation nach Theresienstadt in einem Hamburger Judenhaus, Beneckestraße 6, dem früheren Jüdischen Gemeindehaus, leben musste. Von dort aus wurde sie mit dem Transport VI/7 und weiteren 79 Personen am 11. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert. Ihr Name stand als Nummer 26 auf der Deportationsliste.

Als 88jährige kam Anna Hess nach Theresienstadt. Zwei Tage dauerte die Bahnfahrt von Hamburg nach Theresienstadt. Nach diesen Strapazen musste sie dort in der Wallstraße 8, in der ehemaligen Kavallier-Kaserne, mit anderen alten Menschen, teilweise auch Geisteskranken, unter schrecklichen Umständen ihr Dasein fristen. Sie starb noch im selben Jahr, am 28. September 1943, vermutlich an Unterernährung und Erschöpfung. Inzwischen hatte man es im Ghetto aufgegeben, die Toten in der Erde zu bestatten. Am 29. September 1943, um 11.00 Uhr, wurde die Leiche von Anna Hess im Krematorium des Ghettos verbrannt. Ihre Urne bekam die Nr. 19501. Die Asche der Toten von Theresienstadt wurde in Pappurnen in den unterirdischen Gängen der Festung aufbewahrt. Im November 1944 erteilte die SS den Befehl, alle Spuren ihres Wirkens zu vernichten. Vier Tage lang war man nun damit beschäftigt, die Asche von über 20.000 Toten in die Eger zu schütten. Heute steht an dieser Stelle ein Gedenkstein.

Erinnerung

Für Anna Hess wurde ein Stolperstein in Hamburg, Rothenbaumchaussee 207 (Eimsbüttel, Harvestehude) und ein Stolperstein in Celle gelegt. Neben dem Celler Gedenkstein liegen zwei weitere für die Schwestern Martha und Elise von Anna.

Es gibt einen Eintrag für Anna Hess im Gedenkbuch unter Nummer 862268

In der Zentralen Datenbank (Yad Vashem) gibt es einen Eintrag unter Nummer 146597

 

Quellen:

Der Artikel über Anna Hess, geb Daniel wurde übernommen (mit freundlicher Genehmigung des Celler Stadtarchivs) von der Homepage der Stadt Celle

Das Bild der Stolpersteine in Celle stammt von Bernd Schwabe in Hannover. (Es wurde unter CC-BY-3.0-license in Wikimedia Common veröffentlicht.)

Das Bild von Anna Hess wurde von Madelaine Linden zur Verfügung gestellt.