Zusammenleben
Es geht hier um das Zusammenleben: die jüdische und die deutsche Bevölkerung in ihrem Verhältnis zueinander, aber auch die Fragen und Probleme, die sich innerhalb der jüdischen Gemeinde ergaben. Beides war nicht immer einfach.
Darüber hinaus denken wir aber auch an die Juden im Kraichgau.
Juden im Kraichgau
Juden im Kraichgau
Für das Gebiet des heutigen Baden-Württembergs stammen die ältesten Urkunden, die Juden erwähnen, aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im Kraichgau findet erstmals im Jahr 1288 in Bruchsal ein jüdischer Einwohner Erwähnung. Im 14. Jahrhundert häufen sich die Meldungen über jüdische Bewohner des Kraichgaus - u.a. in Bretten, Sinsheim, Waibstadt, Neckarbischofsheim, Wiesloch und Eppingen. Zu dieser Zeit wurden viele Orte des Kraichgaus zu Städten erhoben, welche die Dienste von Juden als Fachleute für Handel und Geldwirtschaft gerne in Anspruch nahmen.
Erste Verfolgungen und Vertreibungen im Kraichgau
Eine erste Verfolgungswelle gewaltigen Ausmaßes, die auch die Juden des Kraichgaus in Mitleidenschaft zog, fand während der Pestjahre 1348-50 statt. Juden wurden unter dem absurden Vorwurf der Vergiftung von Brunnen und Quellen als Urheber der Seuche bezichtigt und vielerorts ermordet oder vertrieben. Für den Kraichgau lassen sich in diesem Zusammenhang in Bretten, Bruchsal, Waibstadt, Wiesloch und Eppingen Verfolgungen belegen.
Nach diesen Schreckensjahren werden erst Ende des 14. Jahrhunderts wieder vereinzelt Juden im Kraichgau erwähnt, die aber schon im Jahr 1390 aus allen Gemeinden, die zur Kurpfalz gehörten, wieder vertrieben wurden.
Juden in Steinsfurt
Juden in Steinsfurt
Anfang
In der Statistik von 1572 für Steinsfurt wird eine jüdische Familie aufgeführt, die aus 5 Personen besteht.
In der Liste aller Einwohner von Steinfurt, die der reformierte Pfarrer Clemens Hirzel im Jahr 1659 verfasst, sind andererseits keine Juden aufgeführt.
Steinsfurt war – wie alle Orte der Kurpfalz – von der wechselnden Politik der jeweiligen Kurfürsten gegenüber den Juden betroffen. Ab dem 18. Jahrhundert werden auch in Steinsfurt wieder Juden zugelassen.
Im Juni 1701 zieht Isaak Schwab nach Steinsfurt und zahlt dort Schutzgeld. Ab 1711 muss auch sein Sohn Jakob Schutzgeld zahlen. Da er Sehprobleme hat, muss er jedoch nur die halbe Summe zahlen
1722 zieht Aron, Sohn des Isaak (aus) Weiler nach Steinsfurt
Ende
1933, mit Beginn des 3. Reichs wird die Abwanderung immer schneller. Die Steinsfurter Juden können sich dabei auf ihre Verwandten in Nord- und Südamerika verlassen.
Die letzten Juden verlassen Steinsfurt erst am 14. Oktober 1940
Quellen:
Hans Appenzeller, Ortschronik Steinsfurt, Band III, Die jüdische Gemeinde, 2002
Hans Appenzeller, Dr. h.c. Hermann Weil, 2012
Judenverzeichnisse der Pfalz, nach einer Abschrift von Berthold Rosenthal
{snippet AS-d|B243 (Meldebuch Steinsfurt 1935 - 44 )}
Gemeinde in Steinsfurt
Die israelitische Gemeinde in Steinsfurt
Der Anfang
Es ist unbekannt, wann eine selbständige jüdische Gemeinde in Steinsfurt gegründet wurde.
Nachdem Großherzog Carl-Friedrich im Jahr 1809 das sogenannte „Judenedikt” erlassen hatte, gab es zumindest einen klaren Rahmen, wie diese organisiert werden konnte.
1827 wurde im „Großherzoglich Badische(n) Staats= und Regierungsblatt” eine Entschließung, die „Eintheilung der Israelitischen Gemeinden des Großherzogthums in Rabbinats= oder Synagogenbezirke betreffend” veröffentlicht. Hier heißt es:
11) BezirksSynagoge Sinzheim, Rabbinatssitz: Sinzheim,
begreift die Isr. Gemeinden zu Berwangen, Babstadt, Bischofsheim, Dühren, Eschelbach, Eppingen, Ehrstett, Gemmingen, Grumbach, Hoffenheim, Hüffenhardt, Hilsbach, Ittlingen, Mühlbach, Neidenstein, Obergimpern, Rohrbach, Rappenau, Riechen, Schluchtern, Steppach, Sinzheim, Steinfurt, Siegelsbach, Untergimpern, Weiler, Waibstadt und Wollenberg;
Das Ende der Gemeinde
Zum 1. April 1938 wird die Gemeinde, die bis dahin die gleichen Rechte wie eine christliche Gemeinde hatte, durch ein von Adolf Hitler unterzeichnetes Reichsgesetz in einen „Verein” umgewandelt. Eigentlich war durch dies Gesetz vorgeschrieben, dass der Verein ins Vereinsregister eingetragen werden sollte. Dies ist jedoch nie erfolgt.
Der Verein existierte zwar noch beim Verkauf der Synagoge im September 1938, erlosch aber bald dadurch, dass alle Mitglieder verstorben oder ausgewandert waren.
Juden in Rohrbach
Juden in Rohrbach
Die jüdische Bevölkerung von Steinsfurt und von Rohrbach mussten sich immer wieder einigen, damit das Leben in den Gemeinden richtig funktionierte.
Ein Bericht aus dem Jahr 1803 erwähnt dass es in Steinsfurt vier ortsansässige jüdische Familien gibt, "…welche nach Rohrbach in die Schule (=Synagoge) gehen, weil hier keine Synagoge ist".
Als 1823 in Rohrbach eine Synagoge mit einer Mikwe geplant wurde, wird ausdrücklich gesagt, dass die Steinsfurter Frauen das Bad mitbenutzen sollten.
Nach der Auflösung der Rohrbacher Gemeinde 1905 andererseits gehen die Rohrbacher in die Steinsfurter Synagoge.
Als Zusammenfassung verwenden wir im Augenblick einen Artikel, den uns Emil Schumacher freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat: Die Jüdische Gemeinde Rohrbach